Konjunktur

Rohstoff­versorgung

Welche heimischen Rohstoffe werden in Deutschland gewonnen, wie entwickelt sich die Rohstoffnachfrage bis 2040, und wie sieht es bei der Verwertung mineralischer Bauabfälle aus?

Rohstoffgewinnung

Die Baustoff-Steine-Erden-Industrie hat 2022 in Deutschland über 560 Mio. t mineralische Rohstoffe gewonnen. Bezogen auf die Menge entfällt der mit Abstand größte Anteil der insgesamt gewonnenen Rohstoffe auf Steine und Erden (über
80 %). Damit kann der weit überwiegende Teil des Steine-Erden-Bedarfs aus heimischen Quellen gedeckt werden – im Gegensatz etwa zu Energierohstoffen und Erzen. Die Flächeninanspruchnahme ist dabei gering und temporär begrenzt: Die jährlich genutzten Abbauflächen beanspruchen einen Anteil von 0,004 % der Landesfläche (Quelle: BGR). Der Abbau von Primärrohstoffen wird ergänzt durch die Gewinnung von rund 100 Mio. t Sekundärrohstoffen (Recyclingbaustoffe, Kraftwerks- und industrielle Nebenprodukte) pro Jahr. Diese können die Primärrohstoffe in Teilen substituieren. Damit trägt die Steine-Erden-Industrie aktiv zur Ressourcenschonung bei.

Rohstoffe der Baustoff-Steine-Erden-Industrie in Deutschland

in Mio. t, 2022
Primärrohstoffe insgesamt: 561,2 Mio. t 
Sekundärrohstoffe insgesamt: 101 Mio. t 
Substitutionsquote: 15,3 %
Primärrohstoffe
Sekundärrohstoffe
Anmerkung

* für die Zementherstellung

Langfristige Rohstoffnachfrage

Die langfristige Nachfrage nach mineralischen Primärrohstoffen wird durch die Baunachfrage und das Angebot von Sekundärrohstoffen determiniert. Die Ergebnisse der zuletzt 2022 veröffentlichten bbs-Studie zur langfristigen Rohstoffnachfrage zeigen, dass der Bedarf an primären Steine-Erden-Rohstoffen bei einer geringen wirtschaftlichen Dynamik in 2040 bei gut 480 Mio. t liegen dürfte (2040/2019: -100 Mio. t). Bei einem stärkeren Wirtschaftswachstum steigt die Nachfrage auf knapp 600 Mio. t an. Der Einsatz von Sekundärrohstoffen dürfte je nach wirtschaftlicher Entwicklung im Jahr 2040 bei 90 bis 100 Mio. t liegen. Mit der Dekarbonisierung der Volkswirtschaft wird das Angebot an Sekundärrohstoffen zurückgehen. Durch eine weitere Optimierung der Bauabfall-Verwertung kann ein partieller Ausgleich geschaffen werden, sodass die Substitutionsquote (2019: 15 %) gehalten oder sogar moderat gesteigert werden kann.

Nachfrage nach primären Steine-Erden-Rohstoffen und Aufkommen an Sekundärrohstoffen

bis 2040, in Mio. t
obere Variante (BIP: Ø+1,6 % p.a.)
untere Variante (BIP: Ø+0,7 % p.a.)
Primärrohstoffe
Sekundärrohstoffe
Substitutionsquote (Sekundärachse)

Verwertung von Baurestmassen und Baustoffrecycling

Baustoffindustrie und Bauwirtschaft agieren bereits seit Jahren vorbildlich in Hinblick auf die stoffliche Verwertung anfallender Restmassen sowie den Einsatz von Recyclingmaterialien und anderen Sekundärrohstoffen. Im Jahr 2020 fielen insgesamt 220,6 Mio. t mineralische Bauabfälle an, von denen rund 58,6 % auf Boden und Steine, 27,2 % auf Bauschutt, 7,6 % auf Straßenaufbruch, 0,3 % auf Bauabfälle auf Gipsbasis und 6,3 % auf Baustellenabfälle entfielen. Von der Gesamtmenge des anfallenden Materials werden rund 90 % recycelt oder anderweitig verwertet; nur ca. 10 % müssen deponiert oder anderweitig entsorgt werden. Damit leistet die Branche einen unverzichtbaren Beitrag zur Ressourcenschonung, denn ohne den Einsatz von Baurestmassen als Sekundärrohstoff müssten Primärrohstoffe den entsprechenden Materialbedarf decken. In Bezug auf den Gesamtbedarf an Gesteinskörnungen (2020: 585 Mio. t) konnten 13,2 % durch Recyclingbaustoffe und knapp 4 % durch andere Sekundärrohstoffe aus der Industrie (z.B. Schlacken, Aschen) gedeckt werden.

Statistisch erfasste Mengen mineralischer Bauabfälle

2020, in Mio. t, Anfall insgesamt: 220,6 Mio. t
Boden und Steine — 58,6 %
Bauschutt — 27,2 %
Straßenaufbruch — 7,6 %
Bauabfälle auf Gipsbasis — 0,3 %
Baustellenabfälle — 6,3 %