Pressemeldung
6.12.2024

14. Bericht der Initiative Kreislaufwirtschaft Bau veröffentlicht

Der effiziente Umgang mit Ressourcen ist in den vergangenen Jahren zunehmend in den Mittelpunkt der politischen Debatten gerückt. So definiert die Europäische Union im Rahmen ihrer Taxonomie den Übergang in eine Circular Economy als eines von sechs zentralen Nachhaltigkeitszielen. Dem Bausektor kommt dabei eine herausgehobene Verantwortung zu, denn mehr als die Hälfte des deutschlandweiten Abfallaufkommens besteht aus mineralischen Bauabfällen, davon entfallen knapp 60 Prozent (58,7 Prozent) auf Boden und Steine.

Die Initiative Kreislaufwirtschaft Bau hat am 6. Dezember 2024 ihren 14. Monitoring-Bericht zum Aufkommen und Verbleib mineralischer Bau- und Abbruchabfälle veröffentlicht. Der Bericht basiert auf den amtlichen Daten des Statistischen Bundesamts und beschreibt die Situation im Jahr 2022. Bereits in den 90er Jahren haben sich die maßgeblichen Verbände der Baustoffindustrie, der Bauwirtschaft und der Entsorgungswirtschaft zur Initiative Kreislaufwirtschaft Bau zusammengeschlossen, um die mineralischen Bauabfälle einer umweltgerechten Verwertung zuzuführen und ihre Deponierung zu minimieren.

Von den insgesamt rund 208 Mio. Tonnen mineralischen Bauabfällen wurden in 2022 188 Mio. Tonnen einer umweltverträglichen Verwertung zugeführt. Erstmalig wurden damit über 90 Prozent der anfallenden Bauabfälle wiederverwertet. Während Bodenaushub nur zu knapp 87 Prozent verwertet werden konnte, liegt die Verwertungsquote der körnigen mineralischen Bauabfälle, wie Bauschutt und Straßenaufbruch, bei knapp 96 Prozent. Durch die zu RC-Baustoffen aufbereiteten körnigen mineralischen Abfälle konnten 13,3 Prozent des Bedarfs an Gesteinskörnungen ersetzt werden, mit Berücksichtigung der industriellen Nebenprodukte liegt die Substitutionsquote bei 17,9 Prozent. „Der Bausektor macht vor, wie Circular Economy funktionieren kann. Die Betriebe vermeiden die Deponierung, bereiten die Abfälle zu RC-Baustoffen auf und setzten sie dann erneut in Bauvorhaben ein. So werden natürliche Ressourcen geschont.“ sagt Dr. Berthold Schäfer, Sprecher der Initiative Kreislaufwirtschaft Bau.

Die beteiligten Verbände zeigten sich zufrieden mit dem Ergebnis. Da die Potenziale der mineralischen Bauabfälle in Bezug auf die stoffliche Substitution heute nahezu ausgeschöpft sind, reagieren die beteiligten Verbände allerdings mit Unverständnis auf die vom Bundeskabinett beschlossenen politischen Zielsetzungen im Rahmen der nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie, die Substitutionsquote zukünftig verdoppeln zu wollen. „Die Substitutionsquote hängt vom Gesamtbedarf an Gesteinskörnungen und dem Abfallaufkommen ab. Wir können nicht mehr als 100 Prozent der Abfälle verwerten. Da der Bedarf für Wohnungen, Infrastrukturen oder Energiewende deutlich größer ist als das Abfallaufkommen, kann die Substitutionsquote nicht beliebig gesteigert werden. Da zukünftig zudem mehr saniert und weniger neu gebaut werden soll, ist trotz aller Bemühungen zukünftig eher mit einem Rückgang der Substitutionsquote zu rechnen“ führt Schäfer aus. „Die Substitutionsquote ist daher nicht der richtige Maßstab für die Bewertung der Circular Economy-Erfolge im Bausektor.“

Mantelverordnung kein Motor für mehr Kreislaufwirtschaft
Der nun vorliegende 14. Monitoring-Bericht mit den Daten des Jahres 2022 stellt den letzten Bericht der Initiative dar, der auf dem Rechtsrahmen der LAGA fußt. Der nächste Bericht wird mit den Daten 2024 erstmalig auf dem Rechtsrahmen der bundeseinheitlichen Mantelverordnung basieren. Die Mantelverordnung ist seit August 2023 in Kraft und zeichnet sich durch nicht harmonisierte Grenzwerte zu angrenzenden Rechtsbereichen, mehr Bürokratie und höhere Kosten aus. Die Deponierung könnte dadurch zunehmen und die Verwertungsquote sinken. Die Initiative Kreislaufwirtschaft Bau fordert daher mehr Augenmaß von der Politik. „Ambitionierte Ziele im Bereich Circular Economy sind richtig, müssen aber realistisch an Aufkommen, rechtlichen Hürden und dem absehbaren Bedarf ausgerichtet sein.“, so Schäfer.

Als Praxispartner beteiligte sich der bbs am Projekt „Ganzheitliches Biodiversitätsmanagement in der Baustoffindustrie (GiBBS)”, um gemeinsam mit dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), dem Institut für Landschaftsökologie der Universität Münster, dem Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB), dem NABU e.V. sowie dem MIRO - Bundesverband Mineralische Rohstoffe e.V. und dem Bundesverband der Gipsindustrie e. V. ein Konzept für den Artenschutz in kleinen, mittleren und großen Rohstoffunternehmen zu entwickeln.

Weitere Unternehmen sowie Naturschutzbehörden und Umweltverbände brachten sich in Dialogveranstaltungen. Die Ergebnisse des Projektes, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde, flossen in ein Handbuch ein, das nun veröffentlicht wurde.Das Handbuch verbindet die naturschutzfachliche und betriebswirtschaftliche Perspektive, um Biodiversität effektiv auf allen Unternehmensebenen zu verankern. Dazu vermittelt es, wie Unternehmen Biodiversitätsziele entwickeln und den Prozess wirksam steuern können. Es stellt zudem wichtige Artenschutzmaßnahmen vor, die teilweise schon mit geringem Aufwand umsetzbar sind. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem systematischen Monitoring der Arten: Das Handbuch zeigt in sieben Schritten, wie Unternehmen einen guten Überblick über relevante Arten an ihren Standorten erhalten.

Seit Anfang 2022 befindet sich die Baustoffindustrie in einer anhaltenden wirtschaftlichen Abwärtsbewegung. Die Produktion der Branche ist im Vergleich zu 2021 um etwa ein Viertel eingebrochen, wobei besonders vom Wohnungsbau abhängende Sektoren noch stärkere Rückgänge zu verzeichnen haben. Obwohl sich die Rückgangsraten allmählich abschwächen, dürfte sich die Baustoffproduktion 2025 gegenüber dem Vorjahr bestenfalls auf sehr niedrigem Niveau stabilisieren. „Wir blicken mit Ungewissheit auf das neue Jahr,“ sagt Matthias Frederichs, Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden (bbs), „trotz eines immer realer werdenden Kapazitätsabbaus lässt sich noch nicht sagen, wann wir die konjunkturelle Talsohle endlich erreicht haben.“ Im Wohnungsbau setzen sich die rückläufigen Zahlen bei Baugenehmigungen und Auftragseingängen weiter fort. Die große Unsicherheit in der Gesamtwirtschaft führt zudem zu einem deutlichen Rückgang der Investitionen, gerade auch im Bauwesen. Daneben wird immer deutlicher, dass die öffentliche Hand, die bisher in der Hochbaukrise stabilisierend gewirkt hat, angesichts des Endes der Ampel-Koalition und der offenen Haushaltsentscheidungen für 2025 ihre Investitionstätigkeit reduziert. Dies betrifft unter anderem zentrale Projekte im Bereich der Bundesverkehrswege.

Insbesondere die im Februar anstehende Bundestagswahl wird daher laut dem Verband entscheidend sein, um das baukonjunkturelle Ruder herumzureißen. „Klimaschutz, Sozialstaat und Lebensqualität – all das hängt unmittelbar mit einer funktionierenden Wirtschaft zusammen.“, erklärt Frederichs. „Die neue Bundesregierung muss daher in den ersten 100 Tagen eine klare Wachstumsagenda aufsetzen“. Die Baustoffbranche erwarte einen spürbaren Abbau von bürokratischen Pflichten und ein Ende der Übererfüllung europäischer Vorgaben. Außerdem brauche es, so Frederichs, effizientere Planungs- und Genehmigungsverfahren für Infrastruktur und Rohstoffsicherung sowie einen verlässlichen und dauerhaften Zugang zu bezahlbarer grüner Energie. Damit der Wohnungsbau wieder anläuft, dürfe es mittelfristig keine baurechtlichen Verschärfungen geben, parallel muss zeitnah ein verlässlicher Pfad zur Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie entwickelt werden.

Doch bereits vor der anstehenden Wahl sollten laut Baustoffverband einzelne wichtige Vorhaben umgesetzt werden. Insbesondere ein Beschluss des Kohlendioxid-Speichergesetzes (KSpTg) sei nach Signalen der Zustimmung aus Union und FDP möglich. Frederichs betont, dass energieintensive Produktionsprozesse teilweise nur mit der Abscheidung, Speicherung und Nutzung von CO2 vollständig dekarbonisiert werden können. Nun komme es darauf an, dass auch SPD und Grüne dem wichtigen Gesetz zustimmen: „Die Minderheitsregierung muss noch im Januar entscheiden, ob sie für eine Politik steht, die effektiven Klimaschutz und wettbewerbsfähige Industrie klug miteinander verbindet. Das setzt auch ein wichtiges Signal für den 23. Februar.“ Mehr konsequentes Handeln sei generell ein guter Neujahresvorsatz für die deutsche Politik. Aber Frederichs verweist auch darauf, dass der neuen Regierung kaum Zeit zum Eingewöhnen bleibt. 2025 ist Deutschland nun zum zweiten Mal infolge ohne beschlossenen Haushalt ins neue Jahr gestartet. Sollte innerhalb der neuen Regierung bis zum Sommer Einigkeit hinsichtlich des Bundeshaushalts und der Wachstumsagenda bestehen, wäre dies bereits „ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.“

Der effiziente Umgang mit Ressourcen ist in den vergangenen Jahren zunehmend in den Mittelpunkt der politischen Debatten gerückt. So definiert die Europäische Union im Rahmen ihrer Taxonomie den Übergang in eine Circular Economy als eines von sechs zentralen Nachhaltigkeitszielen. Dem Bausektor kommt dabei eine herausgehobene Verantwortung zu, denn mehr als die Hälfte des deutschlandweiten Abfallaufkommens besteht aus mineralischen Bauabfällen, davon entfallen knapp 60 Prozent (58,7 Prozent) auf Boden und Steine.

Die Initiative Kreislaufwirtschaft Bau hat am 6. Dezember 2024 ihren 14. Monitoring-Bericht zum Aufkommen und Verbleib mineralischer Bau- und Abbruchabfälle veröffentlicht. Der Bericht basiert auf den amtlichen Daten des Statistischen Bundesamts und beschreibt die Situation im Jahr 2022. Bereits in den 90er Jahren haben sich die maßgeblichen Verbände der Baustoffindustrie, der Bauwirtschaft und der Entsorgungswirtschaft zur Initiative Kreislaufwirtschaft Bau zusammengeschlossen, um die mineralischen Bauabfälle einer umweltgerechten Verwertung zuzuführen und ihre Deponierung zu minimieren.

Von den insgesamt rund 208 Mio. Tonnen mineralischen Bauabfällen wurden in 2022 188 Mio. Tonnen einer umweltverträglichen Verwertung zugeführt. Erstmalig wurden damit über 90 Prozent der anfallenden Bauabfälle wiederverwertet. Während Bodenaushub nur zu knapp 87 Prozent verwertet werden konnte, liegt die Verwertungsquote der körnigen mineralischen Bauabfälle, wie Bauschutt und Straßenaufbruch, bei knapp 96 Prozent. Durch die zu RC-Baustoffen aufbereiteten körnigen mineralischen Abfälle konnten 13,3 Prozent des Bedarfs an Gesteinskörnungen ersetzt werden, mit Berücksichtigung der industriellen Nebenprodukte liegt die Substitutionsquote bei 17,9 Prozent. „Der Bausektor macht vor, wie Circular Economy funktionieren kann. Die Betriebe vermeiden die Deponierung, bereiten die Abfälle zu RC-Baustoffen auf und setzten sie dann erneut in Bauvorhaben ein. So werden natürliche Ressourcen geschont.“ sagt Dr. Berthold Schäfer, Sprecher der Initiative Kreislaufwirtschaft Bau.

Die beteiligten Verbände zeigten sich zufrieden mit dem Ergebnis. Da die Potenziale der mineralischen Bauabfälle in Bezug auf die stoffliche Substitution heute nahezu ausgeschöpft sind, reagieren die beteiligten Verbände allerdings mit Unverständnis auf die vom Bundeskabinett beschlossenen politischen Zielsetzungen im Rahmen der nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie, die Substitutionsquote zukünftig verdoppeln zu wollen. „Die Substitutionsquote hängt vom Gesamtbedarf an Gesteinskörnungen und dem Abfallaufkommen ab. Wir können nicht mehr als 100 Prozent der Abfälle verwerten. Da der Bedarf für Wohnungen, Infrastrukturen oder Energiewende deutlich größer ist als das Abfallaufkommen, kann die Substitutionsquote nicht beliebig gesteigert werden. Da zukünftig zudem mehr saniert und weniger neu gebaut werden soll, ist trotz aller Bemühungen zukünftig eher mit einem Rückgang der Substitutionsquote zu rechnen“ führt Schäfer aus. „Die Substitutionsquote ist daher nicht der richtige Maßstab für die Bewertung der Circular Economy-Erfolge im Bausektor.“

Mantelverordnung kein Motor für mehr Kreislaufwirtschaft
Der nun vorliegende 14. Monitoring-Bericht mit den Daten des Jahres 2022 stellt den letzten Bericht der Initiative dar, der auf dem Rechtsrahmen der LAGA fußt. Der nächste Bericht wird mit den Daten 2024 erstmalig auf dem Rechtsrahmen der bundeseinheitlichen Mantelverordnung basieren. Die Mantelverordnung ist seit August 2023 in Kraft und zeichnet sich durch nicht harmonisierte Grenzwerte zu angrenzenden Rechtsbereichen, mehr Bürokratie und höhere Kosten aus. Die Deponierung könnte dadurch zunehmen und die Verwertungsquote sinken. Die Initiative Kreislaufwirtschaft Bau fordert daher mehr Augenmaß von der Politik. „Ambitionierte Ziele im Bereich Circular Economy sind richtig, müssen aber realistisch an Aufkommen, rechtlichen Hürden und dem absehbaren Bedarf ausgerichtet sein.“, so Schäfer.

Responsive Ansicht in Arbeit