Technik und Normung
Ziele im Bereich
Technik und Normung
- Baustoffnormung im Europäischen Binnenmarkt
- Digitalisierung im Bauwesen
- Nachhaltiges Bauen mit mineralischen Baustoffen
Pragmatische Umsetzung der Bauprodukte-Verordnung
Die Baustoff-Steine-Erden-Industrie hat das Potenzial harmonisierter Normen frühzeitig erkannt und sich für faire Rahmenbedingungen im europäischen Binnenmarkt engagiert. Inzwischen ist es jedoch zu einem Stillstand bei der europäischen Bauproduktnormung gekommen, der durch eine Revision der Bauprodukte-Verordnung behoben werden soll. Aus Sicht des bbs wurde dabei vor allem eine Brückenlösung vergessen, die sicherstellt, dass das bestehende Normenwerk aktuell gehalten werden kann, bis die neue Normengeneration verfügbar ist. Zudem ist eine Verschlankung des Normenwerkes auf nationaler und europäischer Ebene erforderlich.
Neue Bauprodukte-Verordnung
Überraschend schnell fand im europäischen Trilogverfahren eine Einigung zur neuen Bauprodukte-Verordnung statt. Der bbs begrüßt, dass sich dabei vor allem die Vorschläge des EU-Rates durchgesetzt haben. Dem schnellen Kompromiss sind aber auch einige Detailregelungen zum Opfer gefallen, die zur Umsetzung der Verordnung erforderlich sind. So gibt es weder zum Digitalen Produktpass noch zur EU-Bauprodukte-Datenbank eindeutige Gestaltungsvorgaben. Für Normungsfragen wurde zwar der Acquis-Prozess verankert, eine Beschleunigung der Verfahren wurde aber nicht erreicht. Für eine Übergangszeit von bis zu 20 Jahren werden daher Bauprodukte nach bisheriger und andere nach neuer Bauprodukte-Verordnung in Verkehr gebracht werden. Der bbs weist darauf hin, dass dies zu Problemen am Markt führen kann, denn insbesondere die Umwelt- und Nachhaltigkeitsleistungen werden erst nach und nach für alle Bauprodukte zur Verfügung stehen, obwohl die Nachfrage bereits heute sehr groß ist. Der bbs setzt sich für eine pragmatische Umsetzung der neuen Anforderungen ein, die weder Hersteller noch Verwender überfordert. Zentrales Anliegen des bbs ist zudem, eine Brückenlösung zu schaffen, damit das bestehende harmonisierte Normenwerk in der Übergangszeit auf aktuellem technischem Stand gehalten werden kann.
Baukostensenkung und Digitalisierung
Das „Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen“, in dem der bbs aktiv mitwirkt, hat die Kostenstrukturen im Wohnungsbau untersucht und rund 190 Vorschläge zur Kostensenkung erarbeitet. Auch wenn einzelne Maßnahmen bereits umgesetzt sind, haben sich daraus keine signifikanten neuen Impulse für einen günstigeren Wohnungsbau ergeben, da Entwicklungen, wie steigende Zinsen und höhere Inflation, die Baukostenentwicklung dominieren. Während die Einführung einer Kostenkontrolle im Bereich der Baunormung noch immer in der Diskussion ist, beteiligen sich der bbs und seine Mitglieder an der Entwicklung geeigneter Rahmenbedingungen für das serielle und modulare Bauen, von dem merkliche Impulse in Bezug auf eine Baukostensenkung erwartet werden. Dabei soll auch die Digitalisierung eine wichtige Rolle spielen, wenngleich auch Building Information Modeling (BIM) zuletzt keine maßgebliche Weiterentwicklung mehr erfahren hat. Der bbs setzt sich in Bezug auf BIM weiterhin dafür ein, in Wertschöpfungsketten zu denken und die Entwicklung von Schnittstellentools entlang der Wertschöpfungskette zu forcieren. Der zukünftige Digitale Produktpass sollte dabei die Basis für Entwicklungen bilden.
DIN-Strukturen im Wandel
Das Deutsche Institut für Normung (DIN) stellt sich neu auf. Bedingt durch die Zunahme an Querschnittsthemen, die in der Normung behandelt werden, hat DIN Schwierigkeiten mit der Themenzuordnung zu bestehenden Normenausschüssen und dadurchauch mit der Finanzierung entsprechender Normungsarbeiten. Gleichzeitig will DIN Prozesse besser koordinieren und dabei sowohl eine enge Anbindung an dasvom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz neu eingesetzte Deutsche Strategieforum für Standardisierung sicherstellen als auch eine engere Kooperation mit der Deutschen Kommission Elektrotechnik (DKE) eingehen. DIN will daher eine Reihe neuer Strategiegruppen einrichten und sein Finanzierungsmodell umstellen. Die Strategiegruppen sollen zukünftig die Normungsbedarfe festlegen und Top-Down an die Normenausschüsse delegieren. Das Finanzierungsmodell wird von der Eigenfinanzierung der Normenausschüsse auf einen DIN Gesamthaushalt umgestellt, so dass DIN die Verteilung der Mittel flexibel gestalten kann. Der bbs steht den Änderungen kritisch gegenüber, denn Normenausschüssen, wie dem Normenausschuss Bauwesen (NABau), wird dadurch ein Stück ihrer Eigenständigkeit genommen. Von der Finanzreform sind insbesondere die Mitglieder der Fördervereins VFBau betroffen. Der bbs setzt sich daher für weitreichende Übergangsbestimmungen ein. Vor dem Hintergrund der aktuellen Baukrise kommendie DIN-Änderungen zu einem unglücklichen Zeitpunkt und können zu einem Rückgang der Bereitschaft führen, an Normen mitzuarbeiten – zumal europäisch harmonisierte Bauproduktnormen bereits seit 2018 nicht mehr im EU-Amtsblattgelistet werden.