Umwelt

Circular Economy im Bausektor

Koalitionsverträge und Wahlprogramme sind häufig geprägt von Visionen rund um eine bessere Zukunft. Dies gilt aktuell auch für die politische Debatte zum Thema Circular Economy. Der Fokus der liegt hierbei meist auf einer weitgehenden Entkoppelung von Primärrohstoffen durch eine bessere Nutzung von Sekundärrohstoffen. Doch wie verhält es sich im Bausektor?

Die Bauwirtschaft hat einen erheblichen Bedarf an mineralischen Baustoffen. So werden jährlich rund 550 bis 600 Mio. t Gesteinskörnungen für Bauvorhaben eingesetzt. Gleichzeitig fallen mit über 200 Mio. t große Mengen mineralischer Bauabfälle an. Trotz bestehender Potenziale die Kreisläufe zu optimieren, können die mineralischen Bauabfälle nicht 1:1 zur Deckung des Bedarfs an Gesteinskörnungen eingesetzt werden oder gar den Bedarf an Primärrohstoffenvollständig ersetzen.

90 %
Verwertungsquote bei mineralischen Bauabfällen
Ansprechpartner
Dr. Berthold Schäfer, Geschäftsführer Technik
b.schaefer@bvbaustoffe.de

Monitoring-Berichte zu mineralischen Bauabfällen

In politischen Diskussionen wird häufig argumentiert, dass mineralische Bauabfälle heute überwiegend in „minderwertigen“ Anwendungen eingesetzt werden. Durch ein Upcycling und eine Verwertung im Produktbereich könnten bedeutende Ressourcenschutzpotenziale gehoben werden. Der Faktencheck zeigt allerdings, dass eine reine Umlenkung vom Tiefbau in den Produktbereich, z. B. als RC-Gesteinskörnung für die Betonherstellung, weder die Verwertungsquote erhöhen, noch den Bedarf an Primärrohstoffen senken würde. Denn die dem Tiefbau entzogenen Sekundärstoffe müssten nun dort durch Primärstoffe ersetzt werden, um den Bedarf für Baumaßnahmen zu decken: Ein Nullsummenspiel ohne positive Effekte auf den Ressourcenschutz. 

Potenziale für den Klimaschutz

Bei einer differenzierten Betrachtung von Verwertungsoptionen für einzelne mineralische Abfallströme ergibt sich allerdings durchaus ungenutztes Potenzial: Betonbruch und Teile des Mauerwerkbruchs können im Rahmen der Zementherstellung als Klinkersubstitut und als Rohmehlersatz eingesetzt werden. Dadurch werden Emissionen vermieden, die ansonsten prozessbedingt bei der Zementherstellung anfallen. Voraussetzung hierfür ist die sortenreine Trennung und spezielle Aufbereitung von Beton- und Mauerwerksbruch.

Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie

Der bbs begleitet die laufenden Diskussionen zur nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie ebenso wie die zahlreichen Initiativen rund um Circular Economy. Wir setzen uns für stoffstromspezifische Lösungen ein, die echte Vorteile für Ressourcen- und/oder Klimaschutz bringen und ökonomisch darstellbar sind.

— Veröffentlicht im Juni 2023

Links

Botschaften

Schon heute werden rund 90% aller mineralischen Bauabfälle verwertet

Effizienzpotenziale liegen in stoffstromspezifischen Ansätzen

Rechtliche Regelungen zum Ende der Abfalleigenschaft bilden die Basis für Circular Economy

Technologieoffene Ausschreibungs- und Vergabeverfahren fördern Sekundärstoffe und steigern deren Akzeptanz
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